Rainer Werner Fassbinders Welt am Draht ist ein außerordentlich vielschichtiger Film, der zu Unrecht von Kritik und Wissenschaft bislang vernachlässigt wurde. Welt am Draht ist eine visuelle Adaption des Romans Simulacron-3 von Daniel F. Galouye (erschienen 1964), die Fassbinder 1973 für den Westdeutschen Rundfunk als zweiteiligen Fernsehfilm realisierte. 2010 wurde die digital restaurierte Fassung auf der 60. Berlinale in Berlin und im Museum of Modern Art in New York einem breiteren Publikum vorgestellt. Die nach fast vier Jahrzehnten Obskurität endlich gegebene breite Verfügbarkeit sowie ein Cluster von neuen, durch Welt am Draht beeinflussten Filmen laden dazu ein, dessen künstlerische Originalität und langfristige Wirkung zu untersuchen. Hierbei sollen zwei Aspekte beleuchtet werden: Welt am Draht als wichtiges Bindeglied in der Geschichte der Science Fiction und des phantastischen Films, und als zentraler deutscher Beitrag zur Ikonographie apokalyptischen Denkens.

in: Veronika Wieser et. al. (eds), Abendländische Apokalyptik. Kompendium zur Genealogie der Endzeit, Berlin: Akademie Verlag 2013, pp.285-298, ISBN 978-3-05-005797-2