The latest edition of the academic journal ‘literatur für leser’ is out now. ‘Forever Young? Unschuld und Erfahrung im Werk Hermann Hesses’ (Innocence and Experience in the Works of Hermann Hesse) features five essays in German and English by international scholars from the UK, Germany, Italy and Japan.
From the editorial:
Erfahrung, so der englische Dichter William Blake (1757-1827), kostet den Menschen alles was er hat. Für den deutsch-schweizerischen Schriftsteller Hermann Hesse (1877-1962), der dem englischen Mystiker in seiner Unbedingtheit auf vielfältige Weise ähnelt, trifft diese Maxime sicherlich im besonderen Maße zu. Aufgewachsen in einer pietistisch frommen Familie, wurde sein ‚Eigensinn‘ von frühester Jugend an systematisch herausgefordert. Eltern und Lehrer versuchten mit allen Mitteln, seinen Willen zu brechen: eine brutale Form der Erziehung, die der junge Hesse mit Eskapaden, Flucht und einem Selbstmordversuch beantwortete. Gleichzeitig wurden die religiösen Eckpfeiler, das Bewusstsein von Gut und Böse, von Schuld und Verdammnis, von Himmel und Hölle, tief in seine Psyche eingepflanzt. Das Problem einer dualistisch konstruierten Welt sollte ihn sein Leben lang beschäftigen und zu einem Gegenentwurf herausfordern, der die Vielfältigkeit der erfahrbaren Welt schätzt und gleichzeitig die Einheit hinter den Gegensätzen betont.…
Wie manifestiert sich nun Hesses Versuch einer Synthese von Unschuld und Erfahrung? Dieser in der Forschung bisher wenig beachteten Frage gehen die Beiträger in diesem Themenheft nach. Sie zeichnen eine Entwicklungslinie von Peter Camenzind (Maike Rettmann) über Demian und Siddhartha (Jon Hughes), Hermann Hesses Faszination mit Schmetterlingen (Neale Cunningham) bis zu Hesses Glasperlenspiel (Sikander Singh) auf und stellen sie in einen ideengeschichtlichen, psychologischen und philosophischen Zusammenhang (Mauro Ponzi).
Ingo Cornils (ed.), Forever Young? Unschuld und Erfahrung im Werk Hermann Hesses, special edition of literatur für leser, 38. Jahrgang, Nr.1/15, Frankfurt/M.: Peter Lang 2016, ISSN 0343-1657